Entsetzen bei der Allendorfer SPD: Will Stadt Altstadtpflaster beseitigen?

Ortsverein fordert umgehende Aufklärung und Klarstellung
Allendorf: Ungläubiges Kopfschütteln und Empörung löste bei den jetzt in Hagen zur Jahreshauptversammlung zusammengekommenen Mitgliedern des SPD-Ortsvereins eine Information aus, die Birte Hirschberg, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Allendorf und Sunderner Ratsmitglied, aus der drei Tage zuvor stattgefundenen Ratssitzung weitergab: In einer von der Stadtverwaltung vorgelegten Liste der für 2022 vorgesehenen städtischen Straßenausbaumaßnahmen tauchten dort u.a. auch die Straßen in der Altstadt Allendorfs auf. Als Begründung führte die Verwaltung auf ihre Nachfrage nach der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme hin aus, dass es immer schwieriger werde, nach punktuell notwendigen Tiefbauarbeiten das Pflaster wieder fachgerecht verlegt zu bekommen, außerdem sei das nicht mehr zeitgemäß.
Das, so waren sich die Versammlungsteilnehmer sicher, könne ja nur bedeuten, dass die Stadt das vorhandene Kopfsteinpflaster durch eine Teerdecke ersetzen wolle.
Wie, so der einhellige Tenor, könne man nur auf die Idee kommen, intakte, erst vor einigen Jahren umfassend renovierte und den Dorfcharakter prägende Pflasterstraßen beseitigen und möglicherweise durch öden Teer ersetzen zu wollen? Die Verwaltung, so Birte Hirschberg weiter, habe erklärt, es habe auch wohl schon eine Information der Anlieger gegeben. Eine Aussage, die sie auf Nachfrage bei einigen Anliegern bisher aber nicht bestätigen könne. Bei einer Ortsbegehung, so die Verwaltung, sei das Vorhaben aber schon mit dem Ortsvorsteher abgeklärt worden.
Die entsetzten Sozialdemokraten äußerten deutliche Vorwürfe in Richtung Verwaltung und Ortsvorsteher, ein solch wichtiges Vorhaben nicht vor der Aufnahme in den Investitionsplan mit den Anliegern und der Dorfgemeinschaft besprochen zu haben. Das habe nichts mit der immer wieder beschworen Transparenz zu tun und spreche zudem auch für eine mangelnde Sensibilität. Dass so ein Vorhaben in Allendorf einen Sturm der Entrüstung auslösen werde, müsste doch wohl allen Beteiligten klar gewesen sein.
Die Versammlung forderte einhellig eine umgehende Aufklärung und bei Festhalten an diesen Plänen, eine Anliegerversammlung, zumal das Vorhaben auch noch als KAG-Maßnahme, sprich unter Kostenbeteiligung der Anlieger umgesetzt werden soll.
Zur Historie: Die Altstadtstraßen Allendorf wurden, bis auf zwei kleinere Teilbereiche im Umfeld des Marktplatzes, in den Jahren 2001-2003 im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms der EU und des Landes NRW grundlegend renoviert. Ein wesentlicher Grund der umfänglichen Förderung war die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des in der weiteren Umgebung Allendorfs nahezu einmaligen historischen Gesamtensembles aus Gebäuden und Straßen. Hierbei spielten die schon vorhandenen Kopfsteinpflasterstraßen bei der Beurteilung der Förderfähigkeit eine nicht unwesentliche Rolle.
Alle Ver- und Entsorgungsleitungen wurden neu verlegt, das Kanalsystem von Gemischt- in Trennsystem umgewandelt. Das vorhandene Pflaster aufgenommen und wiederverwertet. Den weitaus größten Teil der Kosten von insgesamt 1,8 Millionen DM trug die öffentliche Hand. Die Anlieger mussten für die Angleichungskosten zu und an ihren Grundstücken aufkommen.
Ein nur 20 Jahre später erneuter Ausbau und Rückbau der Pflasterung unter Kostenbeteiligung der Anwohner mutet wie ein Schildbürgerstreich an. Ein solches Vorgehen sei weder im Hinblick auf die Anwohner, noch auf das Erscheinungsbild der Allendorfer Altstadt sowie auf den Hochwasserschutz, der an die Sorpe anliegenden Altstadt, sinnvoll und nachhaltig, so die Meinung der SPD Allendorf.
Foto: Pflaster Halmersreihe