Der Klimawandel betrifft auch Sundern – Darüber debattierte die SPD Sundern mit Prof. Dr. Norbert Jardin

Sundern. „Der Klimawandel ist im Ruhreinzugsgebiet angekommen. Dürre und Hochwasser ist die neue Normalität.“ Mit diesem nüchternen und erschreckenden Statement eröffnet Prof. Dr. Norbert Jardin, Chef des Ruhrverbandes einen beeindruckenden Vortrag.

Der Einladung des SPD Ortsverbandes Sundern sind rund 30 Gäste gefolgt, darunter Betroffene der Hochwasserkatastrophe in Sundern von vor zwei Jahren und Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes. Wenn man sich die Entwicklung der Wetteraufzeichnung der letzten 140 Jahre ansieht, wird bewusst, dass insbesondere in den letzten 40 Jahren die durchschnittlichen Jahrestemperaturen im Ruhreinzugsgebiet deutlich gestiegen sind. Die physikalischen Folgen sind bekannt. Die Luft kann mehr Wasser aufnehmen. Die hohe Verdunstung führt zu Dürreperioden und damit einhergehend zunehmenden Waldbränden, aber auch zu mehr Wassereinlagerungen in der Atmosphäre, mit Starkregenereignissen wie wir sie eben 2021 auch in Sundern erlitten haben.

Was ist zu tun, um künftig besser vorbereitet zu sein. Die Landesregierung hat ein 10-Punkte-Programm vorgelegt (s. Anlage). Das muss jetzt umgesetzt werden, aber das geht nur schleppend voran. So heißt es im Lagebericht der Landesregierung zum zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe: „Langfristig sollen landesweit Hochwasserwarnungen nach dem „Single-Voice-Prinzip“ durch eine Hochwasserzentrale im LANUV verteilt werden, so dass die Verteilung der Warnungen effizient erfolgt und voneinander abweichende Hochwasser-Informationen ausgeschlossen werden.“ Aber was heißt schon langfristig? 10, 15 oder 20 Jahre? In Sachsen hat man nach den Hochwasserereignissen 2002 deutlich schneller und konsequenter reagiert. 105 Pegel mit Wasserstandvorausberechnungen versenden automatisiert Hochwasserwarnungen an Behörden, Kreise, Kommunen und alle Interessierten. Und wie sieht es bei uns aus? Der Pegel in Müschede liefert seit Jahren falsche Informationen. Das macht es für den Ruhrverband schwerer adäquat zu reagieren. „Wir hatten Glück, dass die Talsperren nicht übergelaufen sind“, so Prof. Jardin. Der Ruhrverband seinerseits baut sein Informations- und Warnsystem aus. Ziel ist der Aufbau eines Hochwassermodells, zu dem jeder freien Zugang hat. Prof. Jardin fordert darüber hinaus die Aktualisierung des Hochwasserrisikomanagement auch in den Kommunen. Für kleinere Nebengewässer gibt es diese häufig nicht und gerade die waren die Treiber der Ereignisse in 2021. Da die Kommunen für die Gewässer nur in ihren Bereichen zuständig sind gibt es oft keine Gesamtverantwortung. Der Ruhrverband unterstützt Kommunen bei der Erstellung von Hochwasserschutzkonzepten. Ziel ist es, Risiken von der Quelle bis zur Mündung zu kennen und abgestimmt zu handeln. So ist der Ruhrverband für die Gewässerunterhaltung für alle Gewässer der Stadt Ennepetal im Einzugsgebiet der Ruhr zuständig.

Welche Lehren hat die Stadt Sundern aus 2021 gezogen? „Die SPD-Fraktion hat zahlreiche Initiativen lange vor und auch nach der Katastrophe 2021 gestartet“, stellt der stellv. SPD-Fraktionsvorsitzende Andre Klammt fest. Denn Starkregenereignisse sind im Stadtgebiet nicht neu. Im Juli 2018 wurde das InSEK ohne Hochwasserschutz beschlossen. Und dass, obwohl Experten der Bezirksregierung sehr deutlich darauf hingewiesen haben, was passiert, wenn man nichts macht. Die 2019 vorgestellte Hochwassergefahrenkarte ist zwei Jahre später traurige Realität geworden. „Aber Parkplätze waren der Mehrheitsfraktion wichtiger als Hochwasserschutz, heute scheinbar immernoch.“, so Klammt weiter. Im August 21 hat dann die SPD ein ganzes Maßnahmepaket vorgestellt. Nachdem der Antrag monatelang in der Verwaltung schlummerte, wurde er im Oktober abgelehnt. „Wir werden im Herbst eine neue Initiative starten,“ kündigte Klammt an.

 

Das 10-Punkte-Programm der Landesregierung:

  1. Hochwasserinformationen und -vorhersage im Hochwasserfall
  2. Hochwasserinformations- und meldedienst
  3. Hochwasserrisikomanagementplanung
  4. Verbesserung des Hochwasserschutzes vor Ort
  5. Anpassung der Festsetzung von Überschwemmungsgebieten in Anbetracht des Klimawandels
  6. Überprüfung/Weiterentwicklung des Talsperren-Managements und Sicherheit von Talsperren
  7. Resilienz von Kommunen bei lokalen Starkregenereignissen und Hochwasser
  8. Zusammenarbeit von Raumplanung, Stadtentwicklung und Wasserwirtschaft
  9. Selbsthilfefähigkeit und das Risikobewusstsein
  10. Bildung eines Hochwasserschutzbeirates

Quelle: Prof. Dr. Norbert Jordin

Foto: SPD Sundern